Snapchat. Ein Phänomen um das sich aktuell der Großteil meiner Tätigkeiten drehen. Eine Plattform, für die sich viele Personen (auch Marketingverantwortliche) zu alt fühlen. Unverständlich für mich, aber man muss es der Plattform lassen, sie ist nicht die einfachste. Anfänglich wahrscheinlich weit weg von intuitiv (ich weiss es nicht mehr – für mich ist sie mittlerweile ganz “normal”). Trotzdem durchlebt die Digitalwelt im deutschsprachigen Raum gerade eine kleine Krise, die sich durch Unwissenheit bzw. Unsicherheit bemerkbar macht.
Ist Snapchat das nächste “big thing”?
Angst – man könnte doch etwas verpassen. Das betreute Unternehmen könnte ohne diesen einen Social Media Kanal nicht mehr relevant sein? Also einfach mal machen. Muss ja nicht zu 100% richtig und verständlich sein. WIR BRAUCHEN DAS.
Das ist zurzeit einer der wenigen Gründe, weshalb sich Unternehmen oder Marken auf den “Trend” Snapchat stürzen. Dass hinter der Plattform mehr als nur kotzende Regenbögen und Hunde-Lenses stecken, hat man wohl in der Aufklärungsphase verpasst. Nicht nur, weil ich Workshops für das Verständnis von Snapchat mache, sondern weil ich selbst User bin und mich auf dieser Plattform am “wohlsten” fühle, bin ich fest davon überzeugt, dass die Positionierung eines Unternehmens und vor allem von Marken aktuell auf Snapchat am besten funktionieren.
Die einzige Voraussetzung ist, dass man ein Gesicht hat und dieses auch zeigen möchte.
Snapchat ist eine Plattform, welche authentischer als alle anderen aktuellen Mitstreiter in dem großen Social Media Zirkus ist. Da gibt es kein “lass uns hier nochmal was ausbessern” oder “das können wir für später speichern, lass uns nochmal überlegen” und geschweige denn “das müssen wir uns aufheben – zu einem späteren Zeitpunkt funktioniert das besser”. Snapchat lebt im HIER und JETZT. Genau so wie die Zielgruppe der Unternehmen und Marken im HIER und JETZT lebt. Die User sollen das Unternehmen doch kennen lernen können – das ist das Ziel von Social Media Aktivitäten, oder nicht? Argumente, dass Facebook und Co als Verkaufskanäle (was ich im Übrigen nicht glaube) dienen lasse ich außen vor. Greifbar zu werden, relevant zu sein und sich einen Namen zu schaffen. Ich rede hier noch gar nicht von der Interaktion und dem Dialog mit dem User. Aber wie soll dies funktionieren, wenn viele Inhalte nur (halb oder eben ganz) gespieltes Theater darstellen? Ein falsches Bild zeichnen und dieses zum Schutz fortführen. Nun ja, auf Snapchat hat verzerrte aber vor allem verzögerte Persönlichkeit keinen Platz.
Mehr als nur ein Selbstportrait
Ich könnte mich jetzt länger über die Funktionen von Snapchat für das Wohl der Unternehmen oder einer Marke auslassen. Es ist aber wichtiger zu portraitieren, welchen Mehrwert durch diese Plattform geschaffen werden kann. Hier geht es nicht um den materiellen oder finanziellen Mehrwert, sondern um die Aufgabe von Unternehmen / Marken / Personen der Öffentlichkeit ihren “Bildungsauftrag” ernst zu nehmen. Klingt in erster Linie wohl etwas aus der Luft gegriffen aber genauer betrachtet ist es nicht mehr nur die Aufgabe von PR-Menschen, Lobbyisten, Pressefuzzis, Journalisten oder Blogger, Informationen zu formen und zu veröffentlichen.
Es ist doch so, dass Unternehmen sich ihre eigene Zielgruppe, ja sogar ihre Kunden selbst züchten. Auch Medien haben ihren Bildungsauftrag bis dato mehr oder minder ernst genommen und “Gebrauch” davon gemacht. Gereicht hat es bis dato nur leider nicht. Man sehe sich den aktuellen Wandel der Gesellschaft an (Stichwort #bpw16). Es sind Apps mit regenbogen-kotzenden Einhörnern wichtiger und getypter geworden, als die Thematik – als Unternehmen ernsthaft einen Beitrag zur positiven Entwicklung der Gesellschaft zu schaffen.
Nur wie lange wollen Unternehmen zusehen und sich wundern, wo die Gesellschaft – quasi der unmündige Kunde – geblieben ist? Beschwerden über sinkende Umsätze hier, anspruchsvolle Kunden dort – nun ja liebe Unternehmen und Marken da draußen … Es ist schön langsam vorbei mit euren Wunschvorstellungen.
“Wir Kunden und User sind keine Zielgruppe oder Endnutzer oder Konsumenten. Wir sind Menschen und unser Einfluss entzieht sich eurem Zugriff” – Zitat, gelesen in Wien – 2016.
Das Zitat bringt es sehr gut auf den Punkt. Es ist Schluss mit Beschönigungen von aktuellen Situationen, Produkten oder Images. Ohne auf eine politische Ebene treten zu wollen ist es langsam an der Zeit, dass Unternehmen verstehen, weshalb es so wichtig ist, authentisch zu sein und aufzuhören sich selbst und den Kunden da draußen etwas vormachen zu wollen.
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